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Stark gegen Diskriminierung

Als Lehre aus Hanau: »Bildungsinitiative Ferhat Unvar« gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung

Ein Foto von Ferhat Unvar mit dem Zitat: »Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst«

Ferhat Unvar wurde am 19. Februar 2020 in Hanau von einem Rechtsterroristen erschossen. Er ist einer von neun Menschen, die bei dem rassistischen Anschlag ihr Leben verloren: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Die Mutter von Ferhat hätte in Trauer und Wut verharren können. Aber Serpil Temiz Unvar  tat etwas anderes: Zusammen mit Freund:innen von Ferhat und anderen Menschen aus Hanau gründete sie die Bildungsinitiative Ferhat Unvar. Die Idee: Junge Menschen sensibel zu machen für verschiedenste Formen von Diskriminierung und sie im Umgang damit zu stärken.


Dafür entwickelten sie – unterstützt von der Bildungsstätte Anne Frank – Workshop-Formate und bildeten junge Teamende aus, die in Schulen und anderen Gruppen zu Fragen wie diesen arbeiten: Was ist eigentlich Diskriminierung? Gibt es noch mehr Diskriminierung als Rassismus oder Sexismus? Was empfinde ich persönlich als diskriminierend und wie gelingt es mir, mich in die Betroffenen einzufühlen? Denn bei Diskriminierung zählt nicht Absicht, sondern Wirkung.

 

Die Workshops finden in geschützten Räumen und ohne Lehrkräfte statt, sie sind von Jugendlichen für Jugendliche. Rund 25 Teamende wurden dafür in fünftägigen Seminaren zu Trainer*innen ausgebildet und reisen nun für die meist dreistündigen Veranstaltungen durch das ganze Bundesgebiet. »Es geht uns darum, dass die jungen Menschen Strategien entwickeln, wie sie sich eine Meinung bilden, wie sie eine Haltung entwickeln können«, erklärt Cat Patiño, Bildungsreferentin* bei der Initiative. Dazu gehöre auch, Medien kritisch zu nutzen und dabei Stereotype zu erkennen und zu hinterfragen.

 

Aber es geht auch um Handlungsstrategien: Spielerisch probieren die Jugendlichen aus, wie sie sich in Situationen verhalten können, die sie als diskriminierend erleben.

Nach Jahren rein ehrenamtlicher Tätigkeit wird das Projekt inzwischen finanziell gefördert, so dass es einige bezahlte Stellen gibt, »allerdings nicht dauerhaft. Wir müssen uns jedes Jahr wieder um Förderung bemühen«, sagt Cat Patiño. Für die Zukunft wünscht Cat sich, dass die demokratiestabilisierende Arbeit dauerhaft gesichert wird. »Denn wir betrachten das, was in Hanau passiert ist, nicht als Einzelfall, sondern sehen, dass eine Parallelgesellschaft existiert. Deshalb ist es so wichtig, junge Menschen immun gegen demokratiegefährdende Ideologien und misstrauisch zu machen gegen vermeintlich einfache Antworten«.


Die IG Metall arbeitet mit der Bildungsinitiative auf unterschiedlichen Ebenen zusammen. Auch auf dem letzten Gewerkschaftstag konnten sie ihre Arbeit den Delegiert:innen vorstellen. Zusammen eint uns unser Ziel einer diskriminierungsfreien und vielfältigen Bildungsarbeit.


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