In unseren Branchen stehen in Deutschland augenblicklich 800.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Alles ist im Wandel. Was das für mich als Betriebsrat heißt? Höre dazu unseren aktuellen Bildungs-Podcast „Digitale Transformation im Betrieb“ mit Stephanie Laux, Leiterin des IG Metall Bildungszentrum Lohr/Bad Orb und Dr. Raphael Menez vom "Team Transformation“ der IG Metall Baden-Württemberg. Hier schon einmal vorab einige Appelle aus unserem neuen PODCAST schwarz auf weiß.
1. Versuche den kommenden Wandel zu durchdringen
Jeder Betrieb verändert sich ständig. Das ist für dich als Betriebsrat nichts Neues, sondern eher eine Routineangelegenheit. In der Summe allerdings bedeuten diese Veränderungen allerdings einen tiefgreifender strukturellen Wandel, der vermutlich große Brüche mit sich bringt. Ausgelöst wird dieser als Transformation bezeichnete Prozess durch mehrere Faktoren. Die Klimaerwärmung, die Digitalisierung und das globale politische Kräftemessen haben deutlich an Fahrt aufgenommen. Sie beeinflussen ganz real unsere Kernbranchen Automobil- und Maschinenbau – denken wir beispielsweise an die Themen Kohlendioxid-Emissionen, autonomes Fahren oder den Handelsstreit zwischen der EU, China und den USA. Es ist jedoch die Gleichzeitigkeit, Massivität und die daraus resultierende Dynamik, die das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten verringert. Als Betriebsräte sind wir dazu aufgefordert in diesem Prozess einerseits die Übersicht zu behalten, um unsere KollegInnen kompetent zu beraten. Andererseits muss es unsere Mission sein, bevorstehende Veränderungen so zu lenken, dass die Beschäftigten eine sichere Perspektive haben.
2. Begreift was das für euren Betrieb heißt
In der Transformation sind die Branchen in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Somit sehen auch die bevorstehenden Veränderungen von Fall zu Fall unterschiedlich aus. Große Konzerne haben andere Reaktionsmöglichkeiten als mittelständische Betriebe. Eine große Aufgabe für uns Betriebsräte ist es, uns schnell und zuverlässig aktuelles Wissen über die speziell in unseren Betrieben anstehenden technischen und organisationalen Neuerungen anzueignen: Welche Produkte sollen an welchem Standort produziert werden? Welche neuen Geschäftsmodelle bestimmen die Zukunft? Und wie werden die Arbeitsbedingungen durch diese Veränderungen beeinflusst? Kurzum: Wir müssen verstehen, was die Unternehmensführung plant und was im Betrieb los ist.
Zu diesen tiefgreifenden Entwicklungen und den damit einhergehenden Konsequenzen für unsere Arbeit gibt es in unseren Bildungszentren ein vielfältiges Seminarangebot zur Weiterbildung und zum gezielten Austausch unter KollegInnen. Dieses ist speziell auf die Interessenvertretung im Betrieb ausgerichtet. Gerade mit den Lernfabriken zur „Industrie 4.0“ haben die Bildungszentren in Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen neue Seminarformate entwickelt. Hier kannst du die Arbeit der Zukunft bereits heute erleben: Wie fühlt es sich an, mit Virtual-Reality-Brille zu arbeiten? Wie funktionieren Videoassistenzsysteme für die Qualifikation der Beschäftigten? Gerade in den Lernfabriken kannst du dir eine klare Meinung dazu bilden, was auf dich und deine KollegInnen zukommt.
3. Überdenkt die Gremienarbeit
Die Geschwindigkeit, mit der Neuerungen in Betrieben aufschlagen, ist enorm. Betriebsratsgremien, die in klassischen Ausschussstrukturen arbeiten, sind oftmals nicht mehr in der Lage, auf die Vielfalt der Themen angemessen zu reagieren und passende Strategien zu entwickeln. Wir müssen folglich in den Betriebsratsgremien schneller und flexibler arbeiten als früher. Die Gremienarbeit wird sich künftig vermutlich noch weiter verdichten. Beim Aufbau von Durchführungs-Kompetenzen und Projektmanagement-Skills können die Bildungszentren der IG Metall ebenfalls behilflich sein. Die Bildungsabteilung bietet eine ganze Bandbreite unterschiedlicher Seminare zu wegweisenden Arbeitsmethoden. Das Arbeiten in agilen Teams kann gerade für dein Gremium der Weg sein, Interessenvertretung erfolgreich umzusetzen.
4. Stellt euch auf eine lange Umsetzung ein
In der aktuellen Transformation ist betriebliche Interessenvertretung ein Marathon und kein Kurzstreckenlauf. Vor uns liegen langfristige Prozesse. Sie haben eine strategische Ebene, finden in unterschiedlichsten Handlungsfeldern statt und sind durch die im Betriebsverfassungsrecht zur Verfügung stehenden Instrumente zu gestalten. Der Betriebsrat sollte diese langfristigen Prozess in handhabbare kleinere Projekte mit smarten Zielen zerlegen. Für die Umsetzung stehen einerseits die Transfomationsteams der IG Metall beratend zur Seite. Versucht andererseits die Arbeitgeberseite in diese Projekte einzubinden, so dass nach Möglichkeiten von Anfang an beide "Seiten" an einem Tisch sitzen. Erst wenn das schiefgeht, beispielsweise bei drohenden Werksschließungen, müssen wir Betriebsräte den Konflikt suchen. Im Interesse der Arbeitssicherung.
Bezieht ebenfalls die Beschäftigten frühzeitig in Entscheidungsprozesse ein. Seid dabei kommunikativ auf potenzielle Konflikte vorbereitet. Wie vermittelt ihr beispielsweise bestimmte getroffene Übereinkünfte zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensführung? Das steht möglicherweise im Widerspruch zu dem absolut richtigen Wunsch der KollegInnen mit- und ernstgenommen zu werden.
NEUGIERIG GEWORDEN?
Nur wenn wir als Betriebsräte unser Wissen und unsere Kompetenzen in der Transformation stärken, können wir etwas bewegen. Das komplette Gespräch und weitere Insights für deine Arbeit als Betriebsrat bekommst du von Stephanie Laux und Dr. Raphael Menez direkt. Im Podcast. Los geht's.
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